In einer VUCA-Welt reicht bloße Stärke nicht mehr aus
Allzu oft optimieren Unternehmen alles auf Effektivität und Effizienz – und vergessen dabei, dass alles Mögliche schiefgehen kann und wird. Alles, was schiefgehen kann, wird früher oder später schiefgehen. Genau deswegen ist „Resilienz“ heutzutage in aller Munde.
Als Konzept wird es in Vorstandsetagen und Seminaren häufig als Allheilmittel angepriesen, um Unsicherheit standzuhalten. Doch wie viele Buzzwords wird „Resilienz“ oft unterschiedlich interpretiert: Manche verstehen darunter die Fähigkeit, sich zu erholen und „wieder auf die Beine zu kommen“, andere nutzen es eher vage für ein Überleben in Krisen. Tatsächlich ist Resilienz jedoch kein Einheitsbegriff. Und da unsere Welt zunehmend von Daten und KI geprägt ist, muss sich auch unser Verständnis von Resilienz und ihre Anwendung weiterentwickeln.
In der heutigen VUCA-Welt – geprägt von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – genügt es nicht mehr, nach einer Störung zum alten Status zurückzukehren. Unternehmen brauchen eine neue Art von Resilienz, die nicht nur auf Erholung, sondern auch auf Wachstum und Anpassung abzielt. Hier wird das Prinzip „Resilience Over Strength“ entscheidend.
Dieser Artikel ist Teil zwei unserer Blogreihe zu den 9 Prinzipien für Transformation und Wandel, die von unserer Freundin Ulrike Reinhard (Autorin, TEDx-Speakerin und Sozialinnovatorin) neu formuliert, angewendet und interpretiert wurden. Ihre Arbeit erstreckt sich von digitaler Transformation bis hin zu gemeindebasierten Sozialprojekten in Indien. Teil eins dieser Serie, der die Notwendigkeit und Vorteile erklärt, „Systems Over Objects“ in den Vordergrund zu stellen, finden Sie hier.
Ihren Ursprung haben diese Prinzipien 2014 am MIT Media Lab, und sie waren eine wichtige Leitlinie für Ulrikes Arbeit wie auch für unsere, um Organisationen – und sogar ganze Gemeinschaften – durch disruptiven Wandel wachsen zu lassen.
Ulrikes ungewöhnliche Reise, die mit der Gründung eines Skateparks im entlegenen indischen Dorf Janwaar begann, zeigt die Kraft von Resilienz in Verbindung mit Innovation. Sie betont: „Stärke wird oft mit dem Fehlen von Fehlern gleichgesetzt. Wir haben keine Fehlerkultur!“ Dieser Blickwinkel deckt sich mit dem Prinzip „Resilience Over Strength“, indem er Raum für Reflexion, Lernen und Wandel schafft.
Resilienz neu gedacht: Mehr als nur „Zurückprallen“
Traditionell wurde Resilienz oft als Fähigkeit verstanden, sich nach Widrigkeiten zu erholen – sei es nach einem Markteinbruch, einem Datenleck oder einem gescheiterten Produkt-Launch. Das Ziel war, möglichst rasch wieder den Normalzustand herzustellen. Doch in einer Welt, in der sich ständig alles verändert, ist die Rückkehr zum alten Zustand oft unmöglich oder sogar kontraproduktiv. Was gestern funktioniert hat, muss morgen nicht mehr passen.
Wenn wir von „Resilience Over Strength“ sprechen, meinen wir einen proaktiven Umgang mit Widrigkeiten. Anstatt nur „zurückzuspringen“, geht es darum, vorwärtszuspringen – Störungen als Chance für Innovation zu begreifen. Das bedeutet, Unsicherheit anzunehmen und in ihr zu gedeihen, jeden Rückschlag als Moment für Reflexion, Anpassung und letztlich Verbesserung zu nutzen.
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Zur Veranschaulichung dieses Spektrums – von Fragilität über Resilienz bis hin zur Antifragilität – zeigt die obige Grafik, wie verschiedene Systeme auf Stress reagieren. Sie macht die einzigartige Stärke resilienter und antifragiler Systeme deutlich, die Widrigkeiten in Wachstumschancen verwandeln.
Während Antifragilität den Idealzustand beschreibt, in dem Systeme durch Stress sogar profitieren, sollten sich die meisten Unternehmen zunächst auf eine „transformative Resilienz“ konzentrieren, wie sie das Prinzip „Resilience Over Strength“ formuliert. Diese transformative Resilienz liegt zwischen der traditionellen Auffassung von Resilienz und dem Ziel der Antifragilität.
Die Entwicklung in Richtung Antifragilität beschleunigt sich in dem Maße, wie Unternehmen agiler und datengetriebener werden. Indem sie eine Kultur und Betriebsstruktur etablieren, die Fehler, Missgeschicke und Stressoren als Wachstumstreiber begrüßt, können sie nach und nach Resilienz aufbauen und langfristig die Voraussetzungen schaffen, dass sich sogar Antifragilität einstellt. Umgekehrt beschleunigt mehr Resilienz auch die Fähigkeit eines Unternehmens, Daten & KI tief in sein Geschäftsmodell und seine Abläufe zu integrieren. Was das konkret bedeutet, sehen wir im nächsten Abschnitt.
Daten & KI: Mehr als bloße Werkzeuge – ein Spiegel der organisatorischen Resilienz
Im Zeitalter von Data & AI tappen viele Organisationen in die Falle zu glauben, allein die Einführung dieser Technologien werde ihre Probleme lösen und ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Es herrscht der oberflächliche Eindruck – ein Mythos –, dass Data & AI als Allheilmittel für Effizienz und Innovation dienen und schon von sich aus Entscheidungsprozesse vereinfachen sowie Komplexität reduzieren könnten. Tatsächlich ist die Lage jedoch weitaus vielschichtiger.
Daten & KI können vielmehr als eine Art „Spiegel“ fungieren, der die eigentliche Anpassungsfähigkeit und Belastbarkeit eines Unternehmens in einer VUCA-Welt sichtbar macht. Wenn ein Unternehmen keine Resilienz und keine Grundstrukturen besitzt, um mit Volatilität und Unsicherheit umzugehen, wird die bloße Einführung von Data & AI nicht die erhofften Resultate bringen. Im Gegenteil, sie kann bestehende Schwachstellen schonungslos aufdecken.
Das liegt daran, dass Daten & KI, wenn sie nicht richtig interpretiert, verstanden oder gehandhabt werden, eher zusätzliche Komplexität erzeugen als reduzieren. Daten sind oft „unsauber“ – unvollständig, widersprüchlich oder fehlerhaft – und erfordern robuste Prozesse, um sie korrekt zu bereinigen und zu deuten. KI-Modelle sind probabilistischer Natur und brauchen hochwertige Daten für verlässliche Prognosen. Fehlt es den Mitarbeitenden an Datenkompetenz oder Analysefähigkeiten, können selbst wertvolle Erkenntnisse übersehen oder falsch genutzt werden, was zu Fehlentscheidungen führt.
Ein Beispiel für diesen Mythos lässt sich anhand von KPIs illustrieren: Key Performance Indicators (KPIs), die in Data-&-AI-Projekten zum Einsatz kommen, sind letztlich nur Stellvertreter für übergeordnete Unternehmensziele. Ohne ein tiefes Verständnis für den jeweiligen Kontext der KPIs kann ein Unternehmen schnell auf die falschen Kennzahlen setzen – mit Strategien, die zu Fehlentscheidungen führen. Anstatt also Entscheidungen zu vereinfachen, werden bestehende Schwächen durch eine ungezielte KPI-Fixierung oft noch verstärkt. Genau hier wird deutlich, dass wir im Tagesgeschäft wieder Resilienz als Kernfaktor brauchen.
Resilienz als Katalysator für Data & AI
Um das Potenzial von Daten & KI wirklich auszuschöpfen, müssen Unternehmen zunächst belastbare Strukturen in Technology, Organization und People (TOP) aufbauen. Diese grundlegende Resilienz garantiert, dass Initiativen rund um Daten & KI nicht als isolierte Einzelfälle laufen, sondern sich in den übergeordneten strategischen Rahmen einfügen. Die Mitarbeiter müssen in der Lage sein, Daten richtig zu interpretieren, den Kontext hinter jeder Kennzahl zu verstehen und fundierte, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen, um das Unternehmen weiterzubringen. So können Daten & KI zu mächtigen Werkzeugen werden, die Komplexität reduzieren und bessere Entscheidungen ermöglichen, anstatt zusätzliche Komplexität zu erzeugen.
Ohne diese Basis kann die Einführung von Daten & KI das Unternehmen mit einer Flut an Informationen oder mit falschen Wegen und trügerischen Gewissheiten überfordern, was zu „Analysis Paralysis“ oder schlechten Ergebnissen führt. Statt Entscheidungen zu erleichtern, steigert sie die Komplexität in einer ohnehin komplexen VUCA-Welt.
Resilienz: Ihr Fundament vor der Integration von Daten & KI
Hier zeigt sich, warum Resilienz so essenziell ist, bevor man versucht, Daten & KI zu integrieren. Unternehmen sollten zunächst ihre TOP-Strukturen resilient aufstellen, damit sie in einer VUCA-Umgebung anpassungsfähig und erfolgreich bleiben. Dazu gehören das Fördern von Anpassungsfähigkeit, der Aufbau einer offenen Fehler- und Veränderungskultur sowie flexible Systeme. Und das Streben nach VUCA-Tauglichkeit und seinen Vorteilen ist keineswegs nur an Daten & KI geknüpft.
Viele Organisationen verfallen jedoch dem Reflex, zuerst in Data & AI zu investieren, ohne die nötigen Veränderungen für mehr Resilienz – im Sinne von Ulrike Reinhards Definition – umzusetzen. Sie stecken hohe Summen in Technologie, vernachlässigen aber die grundlegende organisationale Transformation, die eigentlich gebraucht wird. Folglich bleiben Effizienzsteigerungen oder Umsatzwachstum oft hinter den Erwartungen zurück.
Indem sich Unternehmen zunächst darauf konzentrieren, ihre Resilienz zu stärken (neben weiteren Faktoren, die wir in unserer Blogreihe zu den 9 Prinzipien diskutieren), schaffen sie die Grundlage, damit Daten & KI wirkungsvoll eingesetzt werden können. Resilienz wird zum Ermöglicher, der den Rahmen schafft, in dem Daten & KI einen echten Beitrag zur Unternehmensstrategie leisten können. Daten & KI sind dann nicht mehr nur „Werkzeuge“, sondern tief eingebettete Komponenten, die die Anpassungsfähigkeit und das Wachstum des Unternehmens vorantreiben.
Der synergetische Kreislauf: Wie Daten & KI die Resilienz verstärken
Sobald ein Unternehmen resiliente Strukturen aufgebaut hat, wird die Integration von Daten & KI nicht nur effektiver, sondern geradezu transformativ. Daten & KI spielen dann eine Schlüsselrolle bei der weiteren Stärkung der Unternehmensresilienz. Sie liefern Einblicke, die zu besseren Entscheidungen führen, erkennen Trends oder Chancen in Echtzeit und machen auf Risiken aufmerksam.
Es entsteht ein synergetischer Kreislauf – ähnlich einem „Flywheel-Effekt“ –, in dem Resilienz den effektiven Einsatz von Daten & KI ermöglicht und Daten & KI im Gegenzug die Resilienz des Unternehmens weiter vertiefen. Das Unternehmen wird anpassungsfähiger und kann die Komplexitäten der VUCA-Welt souveräner meistern sowie Herausforderungen in Chancen verwandeln.
Auch wenn dieser dynamische Prozess zunächst paradox wirken mag, folgt er doch einer klaren Logik: Indem Unternehmen Resilienz (und andere Erfolgsfaktoren) für die VUCA-Welt priorisieren, schaffen sie die Voraussetzungen, damit Daten & KI ihr volles Potenzial entfalten können. Im Gegenzug wirken Daten & KI als Katalysatoren, die weitere Anpassungsfähigkeit und Wachstum vorantreiben.
Wie man die Falle isolierter Technologie-Einführungen vermeidet
Viele Unternehmen machen den Fehler, sich rein auf technologische Lösungen zu fokussieren, in der Annahme, mit den neuesten Data-&-AI-Tools wettbewerbsfähig zu werden. Ohne die nötige Widerstandsfähigkeit in ihren TOP-Strukturen können diese Investitionen zwar kurzfristig Vorteile bringen, doch langfristig entstehen oft neue Probleme:
- Technologische Fragilität: Systeme, die nicht auf resilienten Architekturen basieren, können bei Belastung versagen oder schnell veralten.
- Organisationaler Widerstand: Ohne kulturellen und prozessualen Wandel lehnen Mitarbeitende neue Technologien häufig ab, was schlechte Adaption und verschwendete Ressourcen zur Folge hat.
- Verpasste Chancen: Wer sich nur auf Technologie konzentriert, ohne den breiteren strategischen Kontext zu bedenken, übergeht potenzielle Innovations- und Wachstumsmöglichkeiten.
Damit sind Daten und KI nicht nur Herausforderungen für die Resilienz, sondern auch Treiber von Resilienz. Wer sie tief in seine Abläufe integriert, kann auf unvorhergesehene Herausforderungen schneller reagieren und flexiblere, gut fundierte Entscheidungen treffen.
„Resilience Over Strength“ in Ihre Daten-&-KI-Strategie integrieren – mit Datentreiber
Um das komplexe Zusammenspiel von Resilienz und Daten & KI zu meistern, brauchen Unternehmen einen ganzheitlichen Ansatz. Die „train. think. transform.“-Methodik von Datentreiber liefert einen strukturierten Prozess, um Resilienz in Ihren TOP-Strukturen zu verankern und so eine effektive Integration von Data & AI zu ermöglichen:
Damit Resilienz wirklich Teil des Unternehmens wird, muss sie von der Theorie in die Praxis überführt werden. Das heißt, Resilienz nicht nur im Mindset zu verankern, sondern auf allen Ebenen der Organisation – von der Mitarbeiterschulung bis zur Neugestaltung von Geschäftsmodellen und der Implementierung adaptiver Systeme. Genau hier kommt Datentreibers „train. think. transform.“ ins Spiel: Jede Stufe baut auf der vorherigen auf: Zuerst „Train“ – Mitarbeiter befähigen und kreatives Potenzial wecken → dann „Think“ – Strategie entwickeln und gemeinsames Verständnis schaffen → schließlich „Transform“ – die gesamte Organisation wandeln.
Train – Menschen befähigen: Resilienz beginnt bei den Menschen. Datentreiber unterstützt Unternehmen dabei, Mitarbeitende im Umgang mit Daten und KI zu schulen und eine Kultur zu fördern, die aus Fehlern lernt. Durch höhere Datenkompetenz und eine Offenheit für Wandel werden Beschäftigte zu aktiven Gestaltern des Transformationsprozesses.
Think – Strategische Ausrichtung mit Resilienz im Blick: Resilienz passiert nicht zufällig. Datentreiber entwickelt gemeinsam mit Unternehmen resiliente Datenarchitekturen und KI-Strategien, die sich an veränderliche Rahmenbedingungen anpassen können. Dazu gehört die Ausrichtung von Data-&-AI-Initiativen an den strategischen Unternehmenszielen und das Einplanen von Flexibilität in Prozessen und Systemen.
Transform – Resilienz im Unternehmen verankern: Damit Resilienz sich in der DNA einer Organisation verankert, muss sie in Technologie, Organisationsstruktur und Personalentwicklungsmaßnahmen integriert werden. Datentreiber sorgt dafür, dass Unternehmen sich kontinuierlich weiterentwickeln können, wobei Daten & KI als Katalysatoren für dauerhaftes Lernen und Innovation dienen.
Jeder Schritt des „Train, Think, Transform“-Prozesses zielt darauf ab, Unternehmen nicht nur im datengetriebenen Umfeld zu bestehen zu lassen, sondern aktiv darin zu wachsen.
Resilienz als Ihr Weg zu nachhaltigem Wachstum
Resilienz, neu definiert vom MIT Media Lab und angewendet von Ulrike Reinhard sowie anderen, geht längst über bloßes „Zurückfedern“ hinaus. Es geht darum, vorwärtszuspringen – Fehler und Herausforderungen für Wachstum und Weiterentwicklung zu nutzen. In einer Welt, in der Daten und KI immer dominanter werden, müssen Unternehmen genau diese Einstellung verinnerlichen, um erfolgreich zu sein.
Wer das Zusammenspiel von Resilienz und Data & AI versteht, löst sich vom Gedanken, Technologie sei die alleinige Lösung, hin zur Erkenntnis, dass Resilienz einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren in Daten-&-KI-Projekten ist. Unternehmen, die in den Aufbau belastbarer TOP-Strukturen investieren, schaffen die Voraussetzungen, in einer VUCA-Welt nicht nur zu überleben, sondern zu gedeihen. Daten & KI werden dann zu essenziellen Werkzeugen, die auf diesem stabilen Fundament ganz neue Leistungs- und Innovationspotenziale erschließen.
Dieser synergetische Kreislauf verwandelt das Unternehmen, sodass es Unsicherheiten selbstbewusster begegnen kann, Herausforderungen in Chancen umwandelt und nachhaltiges Wachstum erzielt. Wer „Resilience Over Strength“ in den Fokus rückt, adaptiert sich nicht nur an Veränderungen, sondern wird antifragil – und wächst an ihnen.
„Verändere dich für mehr Resilienz, damit Resilienz weitere Veränderung ermöglicht.“
Mit dem Ansatz „Resilience Over Strength“ und der ganzheitlichen Methodik von Datentreiber können Unternehmen Resilienz tief in ihren Kern einbetten. So überstehen sie nicht nur Unsicherheiten, sondern können daran wachsen und Daten & KI als Antreiber für kontinuierliche Entwicklung und Innovation nutzen.