Kompass statt Karte – Mit strategischer Flexibilität durch die Daten-Transformation
Mike Tyson sagte einmal treffend: „Jeder hat einen Plan, bis er den ersten Schlag kassiert.“ Pläne sind zweifellos wichtig – sie geben Richtung und Struktur vor. Doch wer schon einmal vor unerwarteten Herausforderungen stand, weiß, dass detaillierte Pläne nur selten unverändert der Realität standhalten. In solchen Momenten braucht es vor allem Flexibilität – die Fähigkeit, schnell neu zu bewerten, umzusteuern und sich neu auszurichten.
Die Sozialunternehmerin Ulrike Reinhard demonstriert dies eindrucksvoll in ihrer Arbeit:
„Wir wussten genau, welches Gesamtziel wir hatten: Wir wollten das Dorf lebenswerter machen. Aber wie wir das erreichen würden, war uns anfangs nicht klar. Die Richtung war eindeutig – nur einen detaillierten Plan hatten wir nicht. Solange wir uns in die richtige Richtung bewegten, waren wir zufrieden. Dadurch konnten wir auf Herausforderungen und Blockaden viel leichter reagieren. Wir hatten immer genug Zeit, auf diese komplexe und unvorhersehbare Umgebung zu reagieren und sparten dabei Kosten und Ressourcen.“
Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf eine herausfordernde Bergtour und verfügen über eine extrem detaillierte Karte. Jeder Pfad, jedes Gestein, jeder Bach ist genau verzeichnet, was zu Beginn viel Sicherheit verleiht. Doch wenn Sie auf unvorhergesehene Hindernisse stoßen – etwa ein plötzlicher Sturm, der die Sicht versperrt, oder ein Erdrutsch, der Wege blockiert – kann die Karte allein nicht helfen. Ihr Detailreichtum bleibt zwar korrekt, doch wenn Sie sich ausschließlich auf dieses eine Szenario verlassen, sind Sie kurzfristig orientierungslos. Ohne die höhere Übersicht, die ein Kompass bietet, wird es schwierig, sich neu auszurichten. Im Gegensatz dazu liefert ein Kompass nur die Himmelsrichtungen – aber genau durch diese Abstraktion bleibt er immer hilfreich. Mit dem Kompass behalten Sie Ihr übergeordnetes Ziel im Blick und passen Ihre Route flexibel an, wenn sich die Umstände ändern. Durch seine Einfachheit – die Reduktion aufs Wesentliche – haben Sie strategische Flexibilität und finden auch alternative Wege, während Sie sich immer wieder vergewissern können, ob Sie noch auf dem richtigen Kurs sind.
Diese Analogie lässt sich direkt auf Data-&-AI-Strategien übertragen. Deshalb befassen wir uns nun mit unserem nächsten Prinzip in der Blogpost-Serie zu den 9 Prinzipien von Joi Ito’s MIT Media Lab, interpretiert und angewendet von der Sozialunternehmerin Ulrike Reinhard. „Kompass statt Karte“ schließt unmittelbar an „Ungehorsam statt Gehorsam“ an.
Kompass versus Karte: Der Wert strategischer Flexibilität
In komplexen Umgebungen – sei es in anspruchsvollen Berglandschaften oder in dynamischen Märkten – können strikte Pläne schnell zur Belastung werden. Wer sich starr an eine detaillierte Karte klammert, reagiert oft zu langsam, sobald unvorhergesehene Ereignisse auftreten. Ein „strategischer Kompass“ ermöglicht hingegen Agilität, Resilienz und Anpassungsfähigkeit. Er vermittelt Klarheit über die Richtung und übergeordnete Ziele, gibt Teams aber die Freiheit, Taktiken zu variieren und proaktiv auf Veränderungen zu reagieren.
Natürlich haben Karten ihren Wert: Sie vermitteln kurzfristige Sicherheit durch Detailwissen und konkrete Anweisungen. Doch in einem dynamischen, von Technologieumbrüchen und sich wandelnden Kundenbedürfnissen geprägten Markt veralten diese Karten schnell.
Ideal ist daher eine Kombination aus beidem: Eine Karte, um Einzelheiten wie Hindernisse und mögliche Routen zu verstehen, und ein Kompass, um die grobe Richtung und das übergeordnete Ziel zu wahren. Wer sich jedoch nur auf die Karte verlässt und keinen Kompass hat, läuft Gefahr, sich von scheinbarer Genauigkeit täuschen zu lassen. Ein kleines Detail kann ausreichen, um Sie in die falsche Richtung zu lenken. Ohne Kompass fehlt die strategische Perspektive, um unvorhergesehene Hindernisse zu umgehen und den Kurs bei Bedarf zu korrigieren.
Eine Data-&-AI-Strategie mit Kompass-Ausrichtung
Eine erfolgreiche Data-&-AI-Strategie sollte nie mit einer starren Karte verwechselt werden. Vielmehr ist sie wie ein Kompass, der Ihr Unternehmen an klar definierte Geschäftsziele heranführt. Eine solche Strategie definiert:
- Ihre aktuelle Position: Welche Ressourcen, Datenbestände, Fähigkeiten und Expert:innen stehen zur Verfügung?
- Ihr gewünschtes Ziel: Welche Ziele, Key Results und strategischen Anwendungsfälle sind für Ihr Geschäft relevant?
- Flexible Wege: Welche Data-&-AI-Produkte sowie TOP-Maßnahmen (Technologie, Organisation, Personal) führen Sie dorthin?
Wenn Experimente oder Initiativen scheitern, ist es entscheidend, Strategie und taktische Roadmap auseinanderzuhalten. Ein häufiger Fehler ist es, eine Strategie mit einem detaillierten Maßnahmenplan zu verwechseln – also etwas Festgelegtes und Unverrückbares, das Schritt für Schritt exekutiert wird.
Eine robuste Data-&-AI-Strategie sollte vielmehr als übergeordnetes Orientierungssystem dienen, vergleichbar mit einem Kompass: klar definiert in Zielen, Prioritäten und Prinzipien, aber von Anfang an flexibel angelegt.
Indem Unternehmen ihre Maßnahmen und Entscheidungen auf grundlegende strategische Konzepte, Prinzipien und anpassungsfähige Frameworks stützen, bleiben sie trotz ständiger Veränderungen widerstandsfähig und reaktionsfähig. Wenn etwas fehlschlägt, werfen Sie also nicht Ihre gesamte Strategie über Bord – justieren Sie stattdessen Ihre taktische Roadmap, während das übergeordnete strategische Ziel bestehen bleibt.
Ihren strategischen Kompass festlegen
Ein strategischer Kompass beantwortet zentrale Fragen des Geschäfts:

- Why: Was ist unsere übergeordnete Mission oder Vision?
- What: Welche strategischen Ziele wollen wir erreichen?
- How: Welche Prinzipien und Leitlinien befähigen die Teams, diese Ziele eigenständig zu verfolgen?
Um dieses Vorgehen umzusetzen, sollten Unternehmen:
- Ihre Vision und strategischen Ziele klar formulieren.
- Ihre Teams befähigen, ihre Taktiken eigenständig anzupassen.
- Regelmäßig Fortschritte messen, aus Feedback lernen und flexibel nachjustieren.
Mit dieser strategischen Integration wird “Kompass statt Karte” zu Ihrem Leitbild, das Ihnen auch weiterhin den Weg weist.
Datentreibers Ansatz: Transformation mit Kompass
Bei Datentreiber setzen wir genau auf dieses Prinzip. Unser Ansatz train. think. transform. spiegelt das Prinzip „Kompass statt Karte“ wider, indem er Richtung vermittelt und gleichzeitig die nötige Anpassungsfähigkeit erlaubt:
- Train: Wir vermitteln Teams die Kompetenzen und Denkweisen, die strategische Flexibilität möglich machen. Durch Schulungen in Datenkompetenz, agilen Methoden und strategischem Denken unterstützen wir Unternehmen dabei, die Komplexitäten der Datentransformation souverän zu meistern.
- Think: Wir entwickeln gemeinsam Daten- und KI-Strategien, die klare Ziele und Leitlinien setzen, ohne in starren Plänen zu verharren. Dieser Prozess fördert Kollaboration und stellt sicher, dass die Strategie relevant und anpassungsfähig bleibt.
- Transform: Wir setzen die Strategien dynamisch um, integrieren strukturierte Experimente, iterative Optimierung und kollaborative Umsetzung. Anders als bei starren Implementierungsmodellen arbeiten wir mit unseren Kund:innen, sodass Flexibilität und kontinuierliche Kurskorrektur stets gewährleistet sind.
Indem strategische Flexibilität in den gesamten Transformationsprozess eingebunden wird – sowohl in der Methodik als auch in der Umsetzung – stellt Datentreiber sicher, dass Unternehmen nicht bloß einer starren Roadmap folgen, sondern ihre Reise kontinuierlich mit einem gut kalibrierten Kompass steuern. Dieser ganzheitliche und synergetische Ansatz fördert nicht nur Resilienz, sondern treibt auch nachhaltige Innovation voran und verschafft einen langfristigen Wettbewerbsvorteil.
Praxiserfahrungen: Der Netflix-Pivot
Auch wenn es den Rahmen dieses Blogbeitrags fast sprengt, möchten wir dennoch ein konkretes Praxisbeispiel für “Kompass statt Karte” teilen, weil es perfekt illustriert, was wir hier besprochen haben:
In seinen Anfangszeiten agierte Netflix mit einem recht simplen Geschäftsmodell: DVDs per Post zu vermieten. Damals schien der Erfolg im Home-Entertainment davon abzuhängen, die Logistik zu optimieren, Bestände effektiv zu verwalten und die Kundenbindung rund um physische Datenträger zu verbessern. Hätte Netflix sich strikt an diese traditionelle “Roadmap” gehalten, wäre es vielleicht ein Nischenanbieter für DVD-Verleih geblieben.
Stattdessen setzte Netflix jedoch auf eine strategiegetriebene Kompass-Ausrichtung. Die Führungsebene erkannte, dass es nicht nur darum ging, ein DVD-Verleihunternehmen zu sein, sondern das Nutzerverhalten bei der Unterhaltungsnutzung grundlegend zu verändern. Diese strategische Klarheit ermöglichte es Netflix, früh umzusteuern, als schnellere Internetverbindungen das Streaming realistisch machten. Sie investierten in digitale Infrastrukturen, noch bevor viele Wettbewerber den Wandel erkannten, und veränderten damit ihre Unternehmensentwicklung grundlegend.
Später, als Streaming zum Standard wurde und der Wettbewerb zunahm, bewertete Netflix seine Position erneut. Anstatt sich auf lizenzierte Inhalte Dritter zu verlassen, erkannte das Unternehmen die Bedeutung eigener Produktionen. Mit Investitionen in Originalserien wie House of Cards und Stranger Things verwandelte sich Netflix in ein globales Medienimperium.
Wichtige Erkenntnisse für eine Kompass-Strategie
Die Entwicklung von Netflix verdeutlicht zentrale Lektionen für Unternehmen:
- Formulieren Sie eine Vision auf höherer Ebene: Das Ziel bestand nicht in DVDs oder sogar Streaming – sondern darin, die Art und Weise zu prägen, wie Menschen Unterhaltung konsumieren.
- Setzen Sie auf kontinuierliche Anpassung: Märkte und Technologien ändern sich. Unternehmen müssen ihre strategischen Ausrichtungen regelmäßig neu justieren.
- Sind Sie bereit, alte Erfolge loszulassen: Netflix hat sich selbst unterbrochen, noch bevor es andere konnten, und damit gezeigt, wie essenziell strategische Neuerfindungen sind.
Mit diesem Ansatz vermeiden Unternehmen die typischen Fallen starrer Roadmaps und bahnen sich – wie einst Netflix – den Weg zu nachhaltigem Erfolg.

Fazit: Navigieren mit dem Kompass, nicht nur mit der Karte
In einer Zeit rasanter technologischer Fortschritte, ständiger Marktumbrüche und sich wandelnder Kundenbedürfnisse kann ein rein starrer Fahrplan schnell zum Risiko werden. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf die strategische Klarheit eines Kompasses—der zwar die grobe Richtung weist, aber zugleich Flexibilität und Kursanpassungen ermöglicht. Genau das bedeutet “Kompass statt Karte”.
Wer klare Geschäftsziele priorisiert, anpassungsfähig bleibt und eine Haltung des kontinuierlichen Lernens pflegt, kann die Komplexität der Data-&-AI-Transformation meistern, ohne in veralteten Plänen gefangen zu sein.
Bei Datentreiber vermitteln wir nicht nur diese Herangehensweise – wir leben sie. Mit unserer train. think. transform.-Methodik sorgen wir dafür, dass Unternehmen Strategien entwickeln, die zugleich umsetzbar, dynamisch und widerstandsfähig sind – und sich an langfristigen Erfolg ausrichten. Ein gut justierter strategischer Kompass hilft nicht nur dabei, den Weg zu finden – er stellt sicher, dass Sie sich jederzeit in die richtige Richtung bewegen, ganz gleich, wie sich das Umfeld verändert.